Ars Electronica AIxMusic Festival
The Vienna Acousmonium
Stift St. Florian, Keller,
7. September 2019, 2:00 – 8:00 p.m.

Supported by Ars Electronica und IGNM Sektion Oberösterreich

 

Programme

2.00 p.m.
First visions of virtual music / Frühe Versionen virtueller Musik

Mit dem technischen Fortschritt der Klangspeicherung, der Entwicklung der Schallüberträger, der Lautsprecher und in umgekehrter Weise des Mikrofons wiewohl den Veränderungen der medialen Welten vom Anfang des letzten Jahrhunderts an, ist eine neue Epoche in der Musik angebrochen. Sie ist nun zeit- und ortsunabhängig in gleichbleibender Qualität reproduzierbar. Musik wird massentauglich, anders analysierbar und ihre Verbildlichung verändert sich sowohl innerlich als auch äußerlich. Die evokativen Eigenschaften des Geräusches, die Wirkung der klanglichen Großaufnahme, die Rauheit der Stimme, die Radiogenese, die Montage und die Transformationsmöglichkeiten von Klängen verändern das musikalische Bewusstsein. Der Bruch zwischen einer Klangaufnahme und seiner gespeicherten Repräsentation sowie deren Bearbeitung bringt neue Erkenntnisse und setzt in der Folge neue Arbeitsweisen in Bewegung.

  • Halim El–Dabh: Wire Recorder Piece 1944
  • Pierre Schaeffer: Quatre etudes de bruit 1948, 1971 revision
    Étude Violette, Étude aux Tourniquets, Étude aux Chemins de Fer, Étude Pathétique
  • İlhan Mimaroğlu: Agony, Visual Study No. 4, After Arshile Gorky 1964
  • Anestis Logothetis: Coloured Noise 1962-64 restored tape from the Austrian Mediathek of Technical Museum Wien, Marchettischlössl

3.00 p.m.
Music of the spheres / Sphärenmusik

Musica Universalis oder Harmonie der Sphären als ein philosophisches Konzept, das Umlaufbahnen von Sonne, Mond und Planeten musikalisch versteht, ist eine der Inspirationen in Keplers Harmonicis Mundi aus dem Jahre 1618/19. Kepler meinte, dass diese Musik nur von Gott gehört werden kann. 1977 machte sich Laurie Spiegel, Improvisatorin und Programmiererin des GROOVE Systems an den Bell Laboratories daran, diese Sphärenmusik zu programmieren. Dabei mappte sie die planetaren Daten auf die Frequenzen der digitalen Oszillatoren. Das entstandene Werk Kepler’s Harmony of the worlds ist Teil des Zyklus The Expanding Universe welches als erster Cut auf der Golden Record Disc ‚Sounds on Earth‘ auf dem Voyager Spacecraft zwischen den Sonnensystemen kreist.

  • Laurie Spiegel: from The Expanding Universe: Kepler’s Harmonies of the worlds 1977
  • Elisabeth Schimana: from Sternenstaub „Sonnenwinde“ 2009
    (Live recording of the concert at ESC, Graz , Juni 2012)

4.00 p.m.
Timbre with additive synthesis and more / Die Additive Farbtonmischung und Weiteres

Im 19ten Jahrhundert postulierte Hermann von Helmholz, ein Ohrenarzt und Physiker, dass jede Klangfarbe sich in einzelne Sinustöne zerlegen und aus einzelnen Sinustönen zusammensetzen lässt. Dies ist auch die Grundlage für Jean Baptist Fouriers Berechnungen zur Analyse von Klangzusammensetzungen und der heute allgegenwärtigen Fourrier Analyse in der digitalen Musikproduktion.
In einem der ersten europäischen Studios, dem Studio für elektronische Musik des WDR/Köln, wurde mit vielen Oszillatoren die Additive Synthese zur Komposition verwendet, während John Chowning in Amerika mit nur zwei Oszillatoren die Frequenzmodulation programmierte und damit unbegrenzt viele Klangfarben erzeugte. Anestis Logothetis am EMS Stockholm verwendete die von zwei Joysticks initiierten Klangverlaufsbahnen zur Steuerung von Rauschgeneratoren.

  • John Chowning: Turenas: the realization of a dream 1972
  • Anestis Logothetis: Wellenformen 1981

5.00 p.m.
Sonic particles / Teilchenmusik

Eine ganz neue Sicht auf die Organisation von Klang eröffnet sich durch die Granularsynthese. Es ist ein Computerverfahren zur Erzeugung von Klang aus der Zusammensetzung von winzigen Klangpartikeln. Ein Verständnis von Klang als Teilchen und nicht als Wellen. Iannis Xenakis, der sich als Erster im Jahre 1958 dieser Technik bedient, nennt diese Kompositionsmethode Stochastische Komposition, mit der er „Wolken von Klängen“ komponiert.

  • Iannis Xenakis: Diamorphoses 1958
  • Barry Truax: Riverrun 1986
  • Thomas Gorbach: Four Variations with ribbed sounds 2014, 2019 revision

6.00 p.m.
Ephemeral dynamic motion sound sculptures / Ephemer dynamisch-bewegte Klangskulpturen

Das Wiener Akusmonium wurde von Thomas Gorbach und Marco Schretter während der letzten zehn Jahre entwickelt. Es ist zu einem einzigartiges Setting von Lautsprechern, Hardware und Steuereinheit geworden, welches die konzertante Aufführung und die permanente Installation akusmatischer Klänge und Kompositionen ermöglicht. Begleitend zum Bau des Akusmoniums hat Gorbach eine spezifische Klangprojektionstechnik entwickelt, die „ephemer dynamisch-bewegten Klangskulpturen“.

  • Beatriz Ferreyra: Echos 1978
  • Elsa Justel: Cercles et Surfaces 2013
  • Rocio Cano Valiño: Astérion 2018
  • Daniel Mayer: Matters 2019

7.00 p.m.
Contemporary acousmatics / Virtuell – Aktuell – Akusmatisch

Die Akusmatik ist die Medientheorie zum Verständnis, zur Analyse und Komposition virtueller Klänge. Acousma (grich. für auditive Wahrnehmung) ist die Wissenschaft zur Erkenntnis des Hörens. Sie präsentiert sich als das Hören des Hörens. Um diesen Vorgang zu ermöglichen, werden neue, ungehörte Klänge und Klangkompositionen über viele Lautsprecher, einem Lautsprecherorchester, dem Akusmonium, projiziert.

  • Anton Iakhontov: Scothae 2004-8
  • Martina Claussen: Cri – Schwebungen II 2018
  • Thomas Gorbach: Shots & Curls 2018/19
  • Bruno Strobl: „weiter, weiter, weiter…“ Transformationen 2018

Interpreters on The Vienna Acousmonium

  • Thomas Gorbach
  • Martina Claussen
  • Anton Iakhontov
  • Bruno Strobl